SCHINDLERS HÄUSER von Heinz Emigholz, Österreich 2007

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BILDER WIE HÄUSER AUS HOLZ UND STEIN

Eine leere Kreuzung, stehende Autos und Häuser hinter Büschen. Werbeplakate, riesig groß, sie drehen sich nicht. Dazu Knacken und Rauschen wie von Wind im Mikrophon. Eine Frau wird hinter dem Auto hervorkommen, sie wird die Straße überqueren, von links nach rechts über die Leinwand laufen. Eine sonore Stimme aus dem Off lenkt unsere Aufmerksamkeit: Die Häuser Rudolf Schindlers, Produkte seines Ego, sind nicht aus der kollektiv gestalteten Umwelt, der CocreteWorld, die sie umgibt, zu lösen. Die Stimme benennt Umstände und lenkt den Blick auf Details. Sie nennt Werbeplakate Propaganda. Geschärft durch das grammatikalische Futur der Rede und die Vorzeitigkeit des Gesagten vor dem zu Sehenden, wandert der Blick über das Bildtableau, sucht nach versteckten Details.

Es ist das Licht, das diesen stummen Bildern der Häuser Rudolf Schindlers Leben verleiht: Das Licht der Projektion, klar, aber auch das Licht der Aufnahmen selbst: Kalt, scharf und kontrastreich; kantig und weiß schafft es eine Äquivalenz zu Form und Materialität der Häuser. Bilder, unbewegt und ewig wie Häuser aus Holz und Stein: Kubisch, verschachtelt, aber klar. Keine Farbe fließt in eine andere, keine Form, die ihre Richtung verlör. Erbaut in den 1920er und 30er Jahren wirken sie noch heute wie futuristische Fremdkörper in ihrer Umgebung: Californien, in und um Hollywood, 2006; Berlin, im Rahmen der Berlinale, 2007.

Ohne ein Wort stehen sie da, fast ohne Bewegung im Bild, ab und an das Rauschen des Windes im Mikrophon oder den Blättern. Einzig durch die Aneinanderreihung von einem Bild an das andere, wie in einem Architektur-Photoband ohne unnötig erläuternden Kommentar, hält Heinz Emingholz´ Film in Atem. Er fasziniert durch seine ruhigen Bilder; Sein Licht hält die Suche nach unentdeckten Details wach. Aufmerksamkeitsschule.

„Die Architektur projiziert einen Raumentwurf in die dreidimensionale Welt. Der Film nimmt diesen Raum und übersetzt ihn in zweidimensionale Bilder, die uns in der Zeit vorgeführt werden. Im Kino erfahren wir so etwas Neues: Einen Gedankenraum, der uns über Gebäude meditieren lässt“, schreibt Emighaus zu seinem Film.
Er hat seiner Enzyklopädie der Gedankengebäude eine Enzyklopädie realer Räume hinzugefügt. Anhand von 40 Bauwerken des österreichisch-amerikanischen Architekten Rudolf Schindler (1887-1953) zeigt Emighaus die Komplexität der Perspektiven auf Privaträume inmitten der Öffentlichkeit von Los Angeles. Und jedes einzelne Mal bin ich gespannt auf das nächste Bild, auf das nächste Haus, das nächste Licht.

txt: sarah sander

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